Abe Frajndlich: "Penelope's Hungry Eyes"

Abe Frajndlich, Köln 2012

 

Wie so viele amerikanische Fotografen ist Abe Frajndlich ein ziemliches Unterhaltungstalent. Beim Vortrag und dem anschließenden Rundgang durch die Ausstellung wird das schnell deutlich. Frajndlich kommentiert auf sehr kurzweilige Weise seinen Blick auf die Kollegen und Kolleginnen aus der Fotografenzunft.

 

Der Einblick, den Frajndlich in seinem Vortrag gibt, erstreckt sich aber nicht nur auf die in der Ausstellung gezeigte Porträtserie, die unter dem Namen „Penelope's Hungry Eyes“ firmiert und zu der im Schirmer/Mosel Verlag ein Buch erschienen ist. Frajndlich zeigt in seinem reich bebilderten Vortrag auch zahlreiche andere Projekte und Veröffentlichungen. Von frühen Arbeiten als Schüler von Minor White, über Aktfotografien, Infrarotaufnahmen von Cleveland bis zu einem noch nicht als Buch publizierten Projekt mit einer Butohtänzerin. Weitere unveröffentlichte (Buch)projekte lassen sich auch auf der Website des Fotografen unter www.abefoto.com finden.

 

Fotografenporträts

 

Für seine Fotografenporträts wurden unzählige Ideen ausgearbeitet und doch wieder verworfen. Vieles ist lange vorausgeplant, einige Bildfindungen ergeben sich spontan. Wenn zum Beispiel beim Besuch von Dennis Hopper ein verbeulter Sportwagen in der Nachbarschaft steht, der Frajndlich an James Dean und dessen frühen Tod erinnert, dann wird da gleich mal mit Hopper ausprobiert, ob die Einbeziehung dieses Autos in das geplante Porträt funktioniert. Andererseits bastelt Frajndlich auch schon mal im Vorfeld stundenlang an einer Tüte, die sich dann Arnold Newman fürs Porträtfoto über den Kopf zieht. Die Collage für die Konstruktion stammt übrigens aus einem für diese Aktion zerschnittenen Buch Newmans.

 

In der Vorbereitung auf die manchmal auch mehrere Tage dauernden Begegnungen mit den Fotografen schaut sich Frajndlich sehr genau das Werk der jeweiligen Kollegen an. Manche seiner Porträts sind denn auch eigenen Fotografien der Porträtierten nachgestellt. So erscheint Andreas Feininger mit der gleichen Kamera und in der gleichen Pose wie Dennis Stock in dem fast schon legendären Porträt Feiningers. Oder Ilse Bing hat noch das gleiche Schmuckstück in Besitz, das sie viele Jahre vorher für eines ihrer Selbstporträts trug, und legt es bereitwillig für das neue Porträt wieder an.

 

© Schirmer/Mosel Verlag

 

 

 

Die Augen spielen durch Hervorhebung oder Verbergen eine zentrale Rolle in vielen der Bildfindungen von Frajndlich für diese Serie. Sie werden durch Lupen vergrößert oder hinter Kameras, Uhr und Masken versteckt. Cindy Sherman, die auf dem Cover des Buches zu sehen ist, hat die Augen einfach geschlossen. Manche der Porträtierten schauen den Betrachter der Bilder aber auch intensiv an, so wie Berenice Abbott. Von ihr existiert zusätzlich ein Porträt in der Pose, in der sie selber Atget abbildete. Denn oftmals kommt Frajndlich zu mehr als einem seiner Meinung nach gültigen Porträt.

 

Ende des Projekts

 

Einen Vorläufer für das letztes Jahr im Schirmer/Mosel Verlag erschienene Buch gab es bereits als Veröffentlichung im Rahmen des Kodak Kulturprogramms zur Photokina 1990 unter dem Titel „Masters of Light“. Damals wurden die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Fotografien in einer Ausstellung im Museum Ludwig gezeigt. Mit dem neuen Buch ist für Abe Frajndlich die Arbeit an diesem Projekt beendet, weitere Porträts in dieser Serie sind nicht geplant. Und damit dürften auch die Nachfragen einiger Kollegen leichter abzuwimmeln sein, die gerne ins Projekt aufgenommen worden wären.

 

 

 

 


 

 

Fakten:

 

Ausstellung „Abe Frajndlich: Penelope's Hungry Eyes“ der in focus Galerie im Kunsthaus Rhenania vom 08.09.2012 bis zum 23.09.2012

 

Buch:

 

Abe Frajndlich: „Penelopes hungriger Blick“, München, 2011

Schirmer / Mosel

ISBN 978-3-8296-0527-4

188 Seiten, 102 Farb- und Duotonetafeln, 30,5 cm x 26 cm

 

Website des Fotografen unter www.abefoto.com

 

Website der in focus Galerie unter www.infocusgalerie.de