Der Schwarzwald

Hermann Schwarzweber: "Der Schwarzwald"

 

Etwas was mich immer wieder fasziniert sind ältere in Tiefdrucktechnik hergestellte Bücher. Neben der Drucktechnik sind im vorliegenden Fall auch die Umschlag- und Einbandillustrationen bemerkenswert. Da verschmerze ich es leichter, wenn der fotografische Gehalt nicht ganz so ergiebig ist. Wobei andererseits auch eine Auswahl von Postkartenmotiven durchaus interessant sein kann.

 

Touristischer Blickwinkel

 

Der Blickwinkel in diesem Buch ist im Wesentlichen ein touristischer. Schöne Landschaften und romantische Postkartenmotive prägen die Aufnahmen. Wanderer, Kletterer und Skifahrer bevölkern die Bilder. Und gleich zu Beginn, wird der Kurort Wildbad vorgestellt. Wahrscheinlich wird damit auch bereits ein bedeutender Teil der Zielgruppe eines solchen Buchs deutlich, die vor allem in erinnerungsseligen Urlaubern und erholungssuchenden Städtern auf Urlaubsreise im bequemen Sessel zuhause bestanden haben dürfte.

Soweit die einheimische Bevölkerung des Schwarzwalds in Aufnahmen vorkommt, handelt es sich zumeist um folkloristische Darstellungen und Genreszenen. Da taucht eine Frau in typischer Schwarzwälder Tracht mit dem Bollenhut auf. Oder ein Hochzeitszug biegt um die Ecke, ebenfalls mit Trachten und begleitenden Musikanten. Einzelne Aufnahmen zeigen für den Schwarzwald als typisch erachtete Tätigkeiten. Sie schildern dabei aber eher nicht die ländliche Lebenswirklichkeit. Der mit seinem Meiler beschäftige Köhler, der mit Ochsen pflügende Bauer und der den Holztransport begleitende Fuhrmann dienen eher der romantisierenden Staffage und der Komplettierung des ländlichen Idylls.

 

Örtliche Fotografen

 

Viele der verwendeten Fotografien stammen von örtlichen Fotografen, die oftmals auch für Postkartenverlage tätig waren oder diese selber gegründet hatten. Genannt seien hier: J. Paucke (Wildbad), Carl Fiedler (Freudenstadt), Ludwig Schaller (Stuttgart), W. Denzer (Freiburg), Gebr. Metz (Tübingen). Einige der Fotografien dürften aber auch von Amateuren geliefert worden sein. Einzelne renommiertere Fotografen wie August Rupp, Max Löhrich und Adolf Lazi, der damals noch in Freudenstadt tätig war, sind ebenfalls mit Aufnahmen vertreten. Daneben steuerte auch der Textautor Hermann Schwarzweber eine Reihe von Fotografien bei.

Der Druck erfolgte nicht in "neutralem" schwarz-weiss, sondern wurde grünlich bzw. rot-bräunlich eingefärbt. Das unterstützt zusätzlich die romantisierende Tendenz der Bildauswahl. Üblicherweise waren in den Stummfilmen der 1920er Jahre bei viragierten Kopien die benutzten Farben bestimmten Tageszeiten oder Räumlichkeiten zugeordnet. Ein solches inhaltlich definiertes System kann ich für die Verwendung der jeweiligen Farben bei diesen Bildern aus dem Schwarzwald nicht erkennen. Stattdessen folgen wohl drucktechnisch bedingt jeweils acht Blatt mit grünlicher Färbung auf acht Blatt mit rot-bräunlicher Färbung, so dass es zwischendurch immer mal wieder zu einer Begegnung der unterschiedlichen Farben auf einer Doppelseite kommt.

Auf der Rückseite des Schutzumschlags wird für weitere ähnlich aufgemacht Bände geworben. Diese erschienen unter den Titeln „Allgäu und Vorarlberg“, „Das bayerische Hochland“, "Der Bodensee", „Tirol“ und  „Die Schweiz“. Bis auf den Band über die Schweiz firmierten diese unter dem gemeinsamen Reihentitel „Deutsche Lande in Bild und Wort“. Sie finden einige dieser Titel mit Abbildungen in den beigefügten Bilddateien. Zumindest vom Band „Das bayerische Hochland“ existiert auch eine verkürzte Ausgabe  (48 statt 154 Abbildungen) in kleinerem Format (nur 17,5 cm x 23,5 cm).

 

 


 

 

Fakten:

 

Hermann Schwarzweber: „Der Schwarzwald“, Stuttgart/Berlin/Leipzig, o.J. (1925)

Union Deutsche Verlagsgesellschaft

188 Seiten, 175 Abbildungen in S/W, 22 cm x 30 cm