"TAT/ORT (Un)heimliche Spuren der Mafia"

"Tat/Ort", Mannheim 2014, Zephyr - Raum für Fotografie

Im Fall der hier vorgestellten Ausstellung ist es offensichtlich, dass man wahrscheinlich nicht das vorfindet, wonach man sucht. Während die Augen des Betrachters jede einzelne Fotografie genau inspizieren und sich manchmal in den Einzelheiten des Abgebildeten verlieren, fragt er sich „Wo ist das Motiv?“. In manchen Fotografien scheint er Hinweise auf ein Motiv zu entdecken. Doch kann er dann sicher sein, mit seiner Vermutung richtig zu liegen? Es ist eine spannende Angelegenheit und der Betrachter fühlt fast ein wenig Ungeduld, während er einen weiteren Versuch unternimmt, etwas Signifikantes zu finden, das  der Bildkomposition einer jeden Fotografie Sinn verleiht. Es ist unvermeidbar, nach einem noch so winzigen Aspekt zu suchen, welcher die festgehaltene Szenerie im Bild erleuchtet, sie „ins rechte Licht rückt“. 

Eine Art Puzzle?

Vielleicht ist die Ausstellung als Ganzes als eine Art Puzzle zu betrachten? Für ein besseres Verständnis wäre es dann wohl hilfreich, sich einen Gesamt-Überblick über die Ausstellung zu verschaffen, die Eindrücke festzuhalten und sich daraufhin nochmals jeder Bildszenerie zu widmen. Möglicherweise könnte auch die Idee, jede der Bildkompositionen gedanklich in ihre Einzelkomponenten zu zerlegen und sie in einer neuen Anordnung wieder zusammen zu stellen, hilfreich sein. Dies könnte in einer ähnlichen Form wie der eines kubistischen Kunstwerks geschehen, das analysiert wird, indem es in einzelne Komponenten zerlegt und in einer abstrakten Form wieder zusammengefügt wird, während es als Resultat eine neue Bedeutung erhält. Nun, es ist offensichtlich, welche Aussage die Fotografien tragen, wenn der Ausstellungsbesucher sich vor seinem Besuch mit dem Thema befasst. Doch wäre das Thema auch einsichtig, wenn man unvorbereitet käme und die Fotografien ohne sorgfältige Beschreibungen vorfände? Da stand ich nun, in einem Ausstellungsraum im Zephyr, in Mannheim, vor einigen ausdruckstarken und gleichzeitig ein Geheimnis bergenden Fotografien. Für einen Moment hielt ich inne. Dabei behielt ich die Fotografien genau im Gedächtnis und erlaubte es ihnen, sich in meinem Bewusstsein zu verankern. Und mir wurde klar: Ließ ich mir  etwas Zeit, um mir einen Überblick über die Ausstellung zu verschaffen, so erlebte ich darauffolgend einen „Aha- Effekt“, der die Bedeutung der besonderen Vorgehensweise sowohl der Fotografen bezüglich ihrer Motivauswahl als auch des Kurators in seiner Konzeptausführung offenlegte.

Verzweifelte Jagd

Während ich die ausgewählten Fotografien von Tommaso Bonaventura, Alessandro Imbriaco und Fabio Severo für die Ausstellung „Tat/Ort – Unheimliche Spuren der Mafia“, unter dem Aspekt des Raumes und der Zeit betrachtete, wurde es für mich ersichtlich, dass es sich bei diesem Thema um eine verzweifelte Jagd nach einer unsichtbaren verbrecherischen Organisation handelt, um eine Art Geist, welcher immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Mit Hilfe meiner Vorstellungskraft bzw. Phantasie wurde es mir als Betrachter möglich, sowohl die weitreichende jedoch unsichtbare Macht der Mafia zu visualisieren als auch die unsichtbare Kraft in den Fotografien der drei Künstler zu entdecken bzw. aufzuspüren. Es war, als betrachtete ich die oft unscheinbare und zugleich unheimliche Realität des Verbrechens mit den Augen der Kunst.

Text von Izabela Koth
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Fakten:

 

Ausstellung "(Un)heimliche Spuren der Mafia" von Tommaso Bonaventura, Alessandro Imbriaco und Fabio Severo im Zephyr in Mannheim vom 27.04. bis zum 20.07.2014

 

Informationen zur Ausstellung, u.a. ein Video eines Gesprächs mit den Fotografen und Möglichkeit zum Download des Handbuchs

 

Magazin:

Tommaso Bonaventura, Alessandro Imbriaco, Fabio Severo: "Tat/Ort", Mannheim 2014

Zephyr - Raum für Fotografie

60 Seiten, 25 Abbildungen in Farbe

erhältlich für € 5,-- im Zephyr-Shop