Parana, der kleine Indianer

Parana, der kleine Indianer

 

Ein manchmal noch etwas unbeachtetes Feld der Fotobücher sind diejenigen mit der Zielgruppe der Kinder als Leser bzw. Betrachter. Es gibt absolute Klassiker wie Edward Steichens „The First Picture Book“ oder "Regarde!" und "Alphabet" von Emmanuel Sougez. Aber über diese Beispiele hinaus sind fotoillustrierte Kinderbücher bei vielen eher noch unbekannt. Und es dominiert im Bereich des Kinderbuchs ja auch weiterhin die Kombination von Texten mit gezeichneten Illustrationen jedweder Art.

 

Kinderbücher

 

Ein interessantes und in vielem auch typisches Beispiel für ein fotografisch illustriertes Kinderbuch ist das hier vorgestellte von Dominique Darbois (Fotos) und Francis Mazière (Text). Da wird in durchaus pädagogischer Absicht das Leben eines Kindes in einem fernen, fremden Land geschildert. In diesem Fall der typische Tagesablauf eines Indianerjungen aus dem Amazonasgebiet. Das ist exotisch und abenteuerlich genug, um für Interesse zu sorgen. Andererseits nahe genug am Leben der Zielgruppe, um eine gewisse Identifikation nicht zu verhindern. Da geht es um die mit Freunden verbrachte Freizeit, das Leben mit Haustieren und die Beziehung zu den Eltern. Aber auch die Intention Kindern in völkerverbindender Weise fremde Lebenswelten nahezubringen ist in Text und Bildern zu spüren.

Das Buch arbeitet mit einem sehr flexiblen Layout. Oft unter Verwendung von freigestellten oder teilfreigestellten Bildern und Montagen. Text und Bilder arbeiten relativ eng zusammen. Wobei manchmal verschwimmt, ob nun in einzelnen Passagen der Text die Bilder beschreibt oder umgekehrt die Bilder den Text illustrieren.

Dass ein solches Kinderbuch durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen kann, beweist der Regisseur Daniel Schweizer, der sich 2005 auf die Spuren von Parana machte. Daraus entstand der Dokumentarfilm „Dirty Paradise“. Hier ein Link zur dazugehörigen Website : http://www.dirtyparadise.net/ger/pages/wieso.htm

 

Zahlreiche verschiedene Ausgaben

 

Ursprünglich erschienen ist das Buch 1953 bei Nathan in einer französischen Originalausgabe. Nach einer deutschen Ausgabe im ostdeutschen Kinderbuchverlag Berlin von 1956 erschien ein Jahr später das oben abgebildete Buch als Lizenzausgabe für Kosmos (Gesellschaft der Naturfreunde) in der Franckh'schen Verlagshandlung Stuttgart. Die Ausgaben unterscheiden sich nicht nur in der Sprache, sondern auch in weiteren Punkten. Die bei Nathan erschienene Ausgabe arbeitet neben dem im Grunde gleichen Layout der Seiten mit zusätzlichen farbigen Designelementen. Einen kleinen Eindruck von den Unterschieden bekommen Sie in den angefügten Bilddateien. Größere Änderungen am Layout wurden dann für die amerikanische Ausgabe von 1959 vorgenommen. Für die Maquette der Originalausgabe wird übrigens auf der Titelseite Pierre Pothier genannt, der auch weitere Bände der Serie gestaltete.

 

 

Denn dieses Buch ist nur der erste Band einer ganzen Reihe (ca 20 Bände) mit ähnlichen Werken Darbois, die sich anderen Teilen der Welt widmen, aber alle mehr oder weniger gleich aufgebaut sind. Weitere Titel sind zum Beispiel „Niki in Tahiti“ oder „Agossou, der kleine Afrikaner“. Vergleichbare Serien von Kinderbüchern, ebenfalls mit der Vorstellung von Lebensweisen in manchmal exotischen Ländern, gibt es von weiteren Fotografen. Genannt seien hier nur Tim Gidal („Mein Dorf in ... „) und Anna Riwkin-Brick (z.B. "Randi aus Norwegen" und „Gennet aus Äthiopien“). Auch hierzu folgen ein paar Beispiele bei den angfügten Bilddateien.

 


 

Fakten :

Dominique Darbois, Francis Mazière : „Parana, der kleine Indianer“, Stuttgart, 1957
Franckh'sche Verlagshandlung, W. Keller & Co
48 Seiten, ca 44 s/w Abbildungen, 26,5 cm x 22 cm
zahlreiche weitere Ausgaben in verschiedenen Sprachen