Nicola Perscheid

Autor(en): 
Nicola Perscheid: "Nicola Perscheid", Berlin, o.J.

Heutzutage gehört für viele Fotografen die eigene Website als Schaufenster für (zukünftige) Kunden und Interessierte einfach dazu. Aber daneben dienen zusätzlich Portfolios mit Originalarbeiten oder Druckerzeugnisse aller Art, darunter natürlich auch Bücher, als Nachweis der eigenen Leistungsfähigkeit auf den jeweiligen Feldern der Bildproduktion.

Nicola Perscheid (1864-1930) veröffentlichte die hier vorgestellte Publikation ebenfalls, um seine Arbeiten bekannt zu machen und damit neue Kunden zu werben. Von wann genau diese Broschüre stammt, lässt sich für mich nicht feststellen, eine Jahreszahl fehlt. Jedenfalls wird sie nicht vor 1906 erschienen sein, dem Jahr des Umzugs Perscheids nach Berlin und der Eröffnung des Ateliers an der im Heft genannten Adresse in der Bellevue-Straße.

Grafen, Fürsten, Prinzen und Könige

Es fällt auf, dass in diesem Heft, das ganz der Porträtfotografie gewidmet ist, fast nur Grafen, Fürsten, Prinzen und sonstige mit „von“ und „zu“ versehene Persönlichkeiten abgebildet sind. Ein fescher Waidmann entpuppt sich nicht als Förster sondern als der König von Sachsen. Nicht so verwunderlich, dass dessen Porträt Aufnahme in diese Publikation fand, denn 1892 war Perscheid zum Königlich Sächsischen Hofphotographen ernannt worden. Wenn die Bilder in Einzelfällen schon keine Angehörigen des Adels zeigen, dann zumindest berühmte Persönlichkeiten. So finden sich Porträts von Max Reinhardt, Hans Thoma und Gerhart Hauptmann. Das Zielpublikum sollte wahrscheinlich bestätigt bekommen, dass es sich in guter Gesellschaft befand, wenn es sich im Atelier Perscheids abbilden ließ. Zwei Ausnahmen von dieser Orientierung an hochrangigen Persönlichkeiten gibt es dann doch. Diese beiden eleganten Damen werden nicht mit Namen oder Titel vorgestellt und bleiben anonym.

 

 

Ein dreiseitiger Einführungstext von Hans Rosenhagen aus Berlin legt großen Wert darauf, die Qualität der fotografischen Arbeiten Perscheids von der anderer damals tätiger Portätfotografen abzusetzen. In vielfältigen Variationen taucht deshalb der Begriff der Kunstphotographie, bezogen auf die Werke Perscheids, in den Zeilen auf. Und Perscheid wird in den höchsten Tönen gelobt. Hier ein kurzes Beispiel für den Klang dieses Textes: „Es macht Freude zu sehen, wie reich an Nuancen bei ihm ein Gesicht, ein Hals, ein Arm, eine Hand sind, wie wunderbar diese Nuancen eine Form modellieren, wie prachtvoll im Ton das Fleisch zum Hintergrunde steht, mit welcher Delikatesse Einzelheiten unterdrückt wurden und für die Empfindung doch noch mitsprechen.“

Die mit einem dünnen schwarzen Rahmen versehenen Bilder sind allesamt mit dem Zusatz „Phot. Orig.-Aufnahme von Nicola Perscheid“ versehen. Gedruckt sind sie auf Papierbögen, die in der Mitte gefaltet und dann eigentlich nur lose zusammengelegt sind, aber durch eine Kordel zusammengehalten werden.

Portrait-Atelier und Lehr-Institut

Geworben wird in diesem Heft nicht nur für das Portrait-Atelier Nicola Perscheid, das mit werktäglichen Öffnungszeiten von 9 bis 5 Uhr aufwartet und auch als „Lehr-Institut für bildmäßige Portrait-, Landschafts- und Farben-Photographie“ firmiert. Die acht letzten Seiten und der rückwärtige Innenumschlag sind für Werbeanzeigen weiterer Firmen reserviert. Ein im gleichen Haus befindlicher „Salon vornehmer Straßen- und Abendtoiletten“ ist da genauso vertreten, wie eine Rahmen-Fabrik, die als ihre Spezialität „Vornehme Photographie-Rahmen“ anpreist.

Aber nehmen Sie anhand der angefügten Bilddateien doch selber Einblick in dieses Werbemittel früherer Zeiten! Und wer in konzentrierter Form mehr über Nicola Perscheid erfahren will, dem sei die gekürzte Fassung des Vortrags von Katja Schumann anlässlich der Verleihung des Hermann-Krone-Preises 2004 empfohlen. Sie finden diesen Text hier.

 


 

Fakten:

 

Nicola Perscheid: „Nicola Perscheid“, Berlin, o.J.
36 Seiten, 22  S/W-Abbildungen, 24 cm x 18 cm,
18 Bögen + Einbandbogen mit Kordel gebunden

 

Eintrag zu Nicola Perscheid bei Wikipedia