Hundert Jahre Chr. Belser. Eine Denkschrift

„Hundert Jahre Chr. Belser. Eine Denkschrift“, Stuttgart, 1938

 

Eigentlich wurde das 100jährige Firmenjubiläum der Firma Chr. Belser bereits im Jahre 1935 gefeiert. Bis zur Fertigstellung der hier vorgestellten Jubiläumsschrift dauerte es dann aber noch bis ins Jahr 1938. Grund hierfür waren Änderungen im Aufsichtsrat, aufgrund des Todes des Vorsitzenden, und neue Vorschriften der Reichspressekamer, die zu einer Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine Kommandit-Gesellschaft führten. Die Firma entschuldigt sich im Buch mit den Worten: „Der Ausfall der drucktechnischen Leistungen soll für das verpätete Erscheinen entschädigen und ist als Ergebnis des freudigen Schaffens der Belser-Gefolgschaft dazu bestimmt, unseren Geschäftsfreunden und allen unseren Arbeitskameraden eine kleine Freude zu bereiten.“

 

Leistungsnachweis der Druckerei

 

Dass die Publikation so etwas wie ein Leistungsnachweis für die Qualität der Druckerei sein sollte, lässt sich an den Bildern leicht ablesen. Verschiedene Methoden des Drucks, zahlreiche farbige Reproduktionen und auch die Verwendung eines speziellen Papieres für vier davon sprechen dafür. Natürlich wurden auch die Reproduktionen für den Buch-, Offset- und Tiefdruck von der Firma Belser erstellt, wie stolz auf der letzten Seite mitgeteilt wird, wo auch handschriftlich die Nummer des jeweiligen Exemplars (Gesamtauflage: 1000) vermerkt ist.

 

Doppelseite 28 / 29

 

Wie für eine solche Jubiläumsschrift üblich, wird natürlich über die Geschichte der Firma berichtet. Christian Jakob Belser gründete die Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei 1835 und führte sie auch bis zum Verkauf an den Schwiegersohn Karl Walcker im Jahr 1867. Neben der Veröffentlichung von kirchlichen Blättern und „Erbauungsliteratur“ wurde auch ein Versuch zur Herausgabe einer politischen Zeitung gestartet. Erfolg hatte später aber vor allem der Kauf und die Fortführung des Stuttgarter Evangelischen Sonntagsblatts. In der Chronik der Firma wird auch auf weitere Felder von Veröffentlichungen eingegangen, insbesondere aus dem Bereich des Militärs. So wird der Erfolg von Otto von Mosers Buch „Die Württemberger im Weltkrieg“ erwähnt, das in einer Gesamtauflage von 20.000 Exemplaren erschien. Das Profil des Verlags wird im Text durch folgende Worte skizziert: "Bemerkenswert ist, daß den drei Generationen, die während der hundert Jahre leitend und führend der Firma vorstanden, das Religiöse, das Nationale, das Soziale richtunggebend war ..."

Bebildert ist die Geschichte der Firma mit Porträts des Gründers und seiner Nachfolger, aber auch Porträts von Schriftleitern oder Ansichten der Firmengebäude tauchen auf. Im weiteren Verlauf der Publikation finden sich zehn Beispiele für die Qualität der Druckerzeugnisse der Firma in Form von verschiedenen für Kunden erstellten Werbeabbildungen, einmal betitelt als Arbeitsprobe, aber auch Einzelbildern aus Buchveröffentlichungen des Verlags (vgl. Doppelseite 28/29).

Die Porträts der im Jahr 1938 tätigen Geschäftsteilhaber leiten dann den letzten Abschnitt des Buchs ein, welcher den Produktionsabläufen im Druckhaus gewidmet ist. Diese werden in siebzehn, fast quadratischen, jeweils auf einer Seite gedruckten Abbildungen geschildert. Das beginnt mit Einblicken in das Entwurfsatelier, die Handsetzerei oder die Reproabteilung, führt dann über die Arbeit an den Druckmaschinen bis zur Auslieferung der fertigen Zeitungen. Im farbigen Schlußbild ragt dann die bei Belser verlegte und gedruckte Stuttgarter Illustrierte aus einer Manteltasche (vgl. Doppelseite 54/55). Begleitet werden die letzten Bilder vom folgenden Text: „Das gedruckte Wort geht hinaus, es soll in seiner Schönheit werben für Sorgfalt, Fleiß und Sauberkeit im Sinne deutscher Wertarbeit!“ Und das hier Gesagte gilt wohl nicht nur für die Illustrierte, sondern auch für die Zielrichtung der vorgestellten Publikation.

 

Doppelseite 54 / 55

 

Fotografische Vorlagen

 

Für die fotografischen Vorlagen zeichnen Anton Stankowski und Emil Zander, Alfred Hirrlinger, O.Markmann, Hanns Lohrer und Freiherr von Bary verantwortlich. Leider erfolgt diese Namensnennung auf der letzten Seite ohne weiterführende Angaben. Einzelne Abbildungen lassen sich deshalb mit den Informationen aus dieser Publikation nicht den Fotografen zuordnen. Es könnte natürlich vermutet werden, dass einzelne der Porträts der für die Firma Verantwortlichen aus dem Studio Alfred Hirrlingers stammen und die Fotografien von den Arbeitsabläufen in der Druckerei von Stankowski und Zander. Aber meine Recherchen haben in Hinsicht auf eine gesicherte Zuordnung bisher nichts Handfestes erbracht. Anton Stankowski arbeitete 1938 zusammen mit Emil Zander im gemeinsam gegründeten Grafischen Atelier. Er hatte über den bei Belser tätigen Walter Cyliax aber auch Aufträge für Fotoreportagen für die Stuttgarter Illustrierte und offensichtlich ebenfalls für diese Jubiläumsschrift. Hanns Lohrer wurde in den 1950er und 1960er Jahren als Werbegrafiker insbesondere mit Arbeiten für die Firma Porsche bekannt. Alfred Hirrlinger besaß ein renommiertes Stuttgarter Fotoatelier. Auf Flohmärkten der Region begegnen einem immer wieder Cartes de visite dieses Fotografen.

 

Fotobücher des Verlags

 

Im Belser Verlag sind im Laufe der Jahre eine ganze Reihe an Fotobüchern erschienen. Das in dieser Jubiläumsschrift bereits zu bemerkende Interesse an der Drucktechnik zur Wiedergabe farbiger Fotografien, lässt sich zum Beispiel auch im Buch "Sonniges Italien" von Kurt Albrecht beobachten. Dieses erschien zwei Jahre später (1940) im sechsfarbigen Offsetdruck. Die Aufnahmen Albrechts entstanden sämtliche mit einer Contax III auf Agfacolorfilm. Ein Beispiel für das weitere Interesse des Verlags an Publikationen aus dem Bereich des Militärs ist das Buch "Wir tragen stolz das Edelweiß" von Max Seidel. Der Untertitel lautet "Eine Bildfolge vom Dienst unserer Gebirgstruppen". Erschienen ist das im Kupfertiefdruck hergestellte Buch 1941.

 

Schutzumschlag: Kurt Albrecht: "Sonniges Italien"
Titelblatt: Max Seidel: "Wir tragen stolz das Edelweiß"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Verlag besteht heute noch. Und auch in den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte er das ein oder andere ansehnliche Fotobuch. Erwähnen will ich hier nur die Bücher "Ballett in Stuttgart" von 1964 mit den Fotografien von Madeline Winkler-Betzendahl, Paul Swiridoffs "die holzwege des hap grieshaber" von 1970 und Fee Schlappers "Sicht und Zuversicht" von 1984.

Wer sich für die Geschichte des Verlags interessiert, kann im Internet eine PDF Datei einsehen, welche die Broschüre zum 175jährigen Jubiläum des Hauses zeigt. Dort findet sich auch einiges Bildmaterial aus dem Band des Jahres 1938. Den entsprechenden Link finden Sie unter "Fakten", unten auf dieser Seite. 

 

 


 

 

Fakten:

 

„Hundert Jahre Chr. Belser. Eine Denkschrift“, Stuttgart, 1938

Chr. Belser

56 Seiten, 27 Abbildungen in S/W und 10 in Farbe, 24 cm x 24 cm

Auflage von 1000 nummerierten Exemplaren

 

 

Website des Verlags unter www.belser.de

 

Link zur Broschüre zum 175jährigen Jubiläum