Florian Jaenicke: "Hopper's Land"

"No vacancy" near P-Town, Cape Cod 2011  © Florian Jaenicke

"No Vacancy" near P-Town, Cape Cod 2011  © Florian Jaenicke

 

Wie ich jetzt in der Ausstellung „Hopper's Land“ von Florian Jaenicke (geb. 1969) im Deutsch-Amerikanischen Institut (d.a.i.) in Tübingen feststellen konnte, war meine Erinnerung an die Bilder Edward Hoppers doch ziemlich einseitig. In meinem Kopf war das Klischee der melancholischen Stadtlandschaften mit den einsamen Menschen ziemlich fest verankert. Insofern war die Ausstellung mit den Motiven all der Holzhäuser und Seestücke eine ziemliche Überraschung.

 

Ein Blick in einen Katalog von 1992 („Edward Hopper und die Fotografie“; Buchdaten siehe unten) hat mir aber gezeigt, dass bei Hopper wirklich wesentlich mehr an Motiven zu finden ist, als ich in meiner Erinnerung gespeichert hatte. So passen die Häuser am Strand, die Florian Jaenicke in seiner Serie zeigt, durchaus zur Ikonographie Hoppers. Und eigentlich sind die Blicke aufs Meer, die in dieser Ausstellung meist in großen Formaten vertreten sind, ja der Blick auf das, was Hoppers „Sea Watchers“ bestaunen.

 

Lichtstimmungen

 

Vor allem gilt diese Verbindung zwischen Jaenickes Fotografien und den Gemälden Hoppers neben den Motiven aber auch für die Lichtstimmungen. Das Licht der Dämmerung wird da oft mit künstlicher Beleuchtung von Lampen, Leuchten oder Scheinwerfern kombiniert. Personen tauchen auf den Fotografien Jaenickes nur sehr selten auf. Die Stühle vor dem Haus Hoppers bleiben bei ihm leer.

 

"Hopper's Terrace" Cape Cod 2008  © Florian Jaenicke

 

Entstanden sind die Fotografien in den Jahren 2008 und 2011 vor allem auf Cape Cod und in Gloucester. In der Ausstellung ergibt sich durch die Hängung mit dem Wechsel der Formate ein sinniger Rhythmus der Bilder. Einfach auf fotografische Weise nachstellen wollte Jaenicke die Bilder Hoppers nicht. Er bemerkt dazu in einem kurzen Text zur Ausstellung: „...versuchte ich diese Atmosphäre fotografisch zu erfassen und nicht der Versuchung zu erliegen, die Gemälde zu imitieren oder nach zu fotografieren.“

 

Auf der Website des Fotografen lassen sich einige Bildbeispiele finden, so dass man auch ohne den Besuch der empfehlenswerten Ausstellung in Ansätzen überprüfen kann, inwieweit ihm das gelungen ist.

 

 


 

 

 

Fakten:

 

Ausstellung „Hopper's Land“ mit Fotografien von Florian Jaenicke im d.a.i. Tübingen vom 07.12.2012 bis zum 15.03.2013 (geschlossen während der Ferien vom 22.12. 2012 bis zum 07.01.2013)

Website des d.a.i. mit Informationen zur Ausstellung

 

 

Buch:

 

Georg-W. Költzsch, Heinz Liesbrock: „Edward Hopper und die Fotografie“, Essen, 1992

Museum Folkwang / DuMont

ohne ISBN

200 Seiten,  151 Abbildungen in S/W und Farbe, 28,5 cm x 24,5 cm